Die (ehemalige) Synagoge
Die ehemalige Synagoge in
dem Zustand, in dem sie sich im Januar 1998 darstellte. Rechts eine Rekonstruktionszeichnung der ursprünglichen Ansicht. |
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Seitenansichten der Synagoge: links die nicht öffentlich zugängliche Westseite, unten die von der Meindorfer Str. aus einzusehende Ostseite (dort befand sich der Thoraschrein). Sie lassen den ehemals sakralen Charakter des Gebäudes erahnen. |
Die Synagoge war
ein etwa 135 Quadratmeter großes Ziegelsteingebäude mit
rechteckigem Grundriss. Das Satteldach, das mit Hohlziegeln
eingedeckt war, stand an den Giebelseiten etwas vor.
Vor der
Synagoge, die mit der Traufseite zur Provinzialstraße stand,
befand sich ein Gartengrundstück von 25 - 30 m Tiefe, das durch
einen zwischen Ziegelsteinpfeilern angebrachten Zaun und ein
schmiedeeisernes Tor von der Straße abgegrenzt war. Ein mit
Klinkern befestigter Weg, an dem Linden standen, führte zum
Gotteshaus.
Die Rekonstruktion zeigt an der dem Garten zugewandten Fassade drei hohe rundbogige Sprossenfenster in gleichmäßiger Anordnung. Anstelle eines vierten Rundbogenfensters befand sich rechts eine kleine, schmucklose Eingangstüre. An der Ostseite, wo im Innenraum der Thoraschrein aufgestellt war, befand sich ein Rundfenster, ebenso an der Westseite, nur konnte man hier im Giebel noch ein kleines Halbrundfenster entdecken.
Im Innern
präsentierte sich das Gotteshaus als schlichter Hallenbau mit
einer Decke in ca. vier Meter Höhe aus „Holzbalkenlage".
Wände und Deckenflächen waren glatt verputzt.
Über
dem Eingang an der nördlichen Seite befand sich die hölzerne
Frauenempore.
Ein
"Inventar über das Vermögen der Special-Synagogen -
Gemeinde Mondorf" von 1864 gibt Aufschluss über die
Ausstattung des Bethauses. Zunächst werden die Immobilien der
Gemeinde genannt, dann werden die „Mobilien" aufgeführt
:
drei Thorarollen auf Pergament
ein Buch Esther auf dto.
ein Gebetbuch
drei silberne Jad
drei blauseidene Mäntelchen/ Bekleidung der Thorarollen
drei dto. von weißem Battist
ein Vorhang von blauem Seidensammt (Geschenk der Eheleute Joseph Cahn)
ein dto. von rother Seide
ein dto. von weißem Battist (Geschenk des Leopold Levi)
ein Schulchandeckchen von blauem Thibet (ein Geschenk der Julia Hirsch)
ein dto. von weißem Battist
zwei Kronleuchter von Glas wovon die eine Geschenk des Moses Levi
zwei kupferne Armleuchter
ein Waschbecken von Blech
ein Schofar
eine Tragbahre
ein schwarzwollenes Leichentuch.
Diese Angaben verdanken wir der Arbeit von Elfi Pracht, Jüdisches Kulturerbe in NRW, Teil I, Köln 1997, S. 540/41.
Die Synagoge an der
Provinzialstr. in Mondorf wurde Anfang der 1860er Jahre - vermutlich
1862 - in Nutzung genommen und löste einen hölzernen, zu
Beginn des 19. Jhdts. auf einer Gartenparzelle errichteten
Vorgängerbau ab.
Nach der Schändung und Teilzerstörung
in der Reichskristallnacht sollte sie nach Plänen der damaligen
Stadtverwaltung einen Kindergarten aufnehmen. Nach dem Kriegsende ist
der Bau von der Synagogengemeinde des Siegkreises an einen privaten
Eigentümer verkauft worden.
1984 hat die Stadtverwaltung auf dem an der Straßenfront errichteten Haus eine Gedenktafel anbringen lassen.
"Gewalt
beendet keine Geschichte"
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