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Familie Bernhard Levy



Bernhard Levy wurde am 22.03.1864 in Mondorf geboren und wohnte dort in der Provinzialstraße 53. Wie er die Kindheit verbrachte, ist nicht bekannt. Nach seiner Schulentlassung übte er den Beruf des Viehhändlers aus, ein in der damaligen Zeit sehr gängiger Beruf für jüdische Bürger. Sein Besitz setzte sich aus einem Wohnhaus mit Garten und etwa 3-4 Morgen Land zusammen, dem Haus mit Stallungen maß man in einem nach dem 2. Weltkrieg gestellten Wiedergutmachungsantrag einen Wert von umgerechnet 12.000,- DM bei.
Seine Frau Mathilde wurde am 17.01.1867 als Mathilde Neumann in Gau-Odenheim, im Kreis Alzey, geboren.

Am 01.04.1938 wurde Bernhard Levy die Zulassung als "Viehverteiler" vom Viehwirtschaftsverband Rheinland widerrufen, woraufhin er beim Schiedsgericht für die landwirtschaftliche Marktregelung Einspruch erhob. Zwei Monate später erkannte dieselbe Behörde ihm auch noch die Zulassung zum "Handel mit Vieh" ab; der Grund dafür war die von den Nationalsozialisten durchgeführte Berufsbereinigung, der Bernhard Levy zum Opfer fiel, da er die jüdische Konfession besaß. Daher ist es auch nicht verwunderlich, daß seinem Einspruch gegen diese Schritte seitens der Nationalsozialisten nicht stattgegeben wurde, so daß er gezwungen war, seine Klage zurückzuziehen und ab dem 01.10.1938 auf die Ausübung seines Viehhandelsbetriebs zu verzichten.

Allerdings sollte es für ihn noch schlimmer kommen. Bei einer am 11.11.1938 vollzogenen Hausdurchsuchung, fand man eine große Anzahl an Schuldscheinen und warf ihm den Verdacht der falschen Vermögensangabe vor; zusätzlich wurde er beschuldigt, die damals geltende Stempelsteuer hinterzogen zu haben.

1941 ließ die Gestapo ihn, zwei seiner Kinder und seine Frau im Zuge der Judenverfolgung in ein Übergangslager nach Much deportieren und im Juni 1942 schickte man sie nach Theresienstadt, wo Bernhard Levy am 20.12.1942 verstarb. Wie Mathilde Levy ums Leben kam, ist unbekannt, da sie später für tot erklärt wurde.

Aus Bernhard Levys Ehe stammten 3 Kinder, von denen das älteste, Isidor Levy, am 11.01.1897 in Mondorf geboren wurde und seinem Vater im Viehhandel behilflich war, nachdem er als deutscher Soldat am 1. Weltkrieg teilgenommen hatte. Schon früh bekam er die Nachteile seines jüdischen Glaubens zu spüren, denn 1933 ließ ihn der Bürgermeister der Stadt Niederkassel "als Juden von dem hiesigen Schlacht- und Viehhof ausweisen". Zusammen mit seinem Vater Bernhard, verlor auch Isidor Levy am 01.04.1938 seine Handelserlaubnis für Vieh und wurde auf Anordnung des Amtsbürgermeisters Niederkassel am 10.11.1938 festgenommen, um ihn der Gestapo in Köln vorzuführen; jedoch entließ man ihn einen Monat später wieder. Noch vor seiner Verhaftung hatte er einen Ausreisepaß mit einer Gültigkeitsdauer von einem Jahr für eine Ausreise in die USA beantragt, dem gegenüber von der öffentlichen Auswanderer - Beratungsstelle in Köln keinerlei Bedenken geäußert worden waren. Allerdings bot sich Isidor Levy nicht mehr die Gelegenheit, diese Reise anzutreten, da er zusammen mit seinen Eltern 1941 nach Much deportiert wurde und am 11.08.1942 in Maydanek starb.

Die einzige Tochter von Bernhard und Mathilde Levy hieß Ernestine und wurde am 12.09.1901 geboren. Über sie sind aber keine Dokumente mehr enthalten, die Aufschluß über ihr Leben geben könnten. Es läßt sich nur noch nachweisen, daß sie als viertes Mitglied der Familie Levy zuerst nach Much und danach in den Osten, wahrscheinlich nach Theresienstadt, deportiert worden ist.

Das jüngste Kind war Ernst Levy, der am 17.06.1914 in Bonn zur Welt kam und dort auch als Textilkaufmann im jüdischen Herrenausstattergeschäft Kaiser arbeitete. Im Herbst des Jahres 1935 beantragte er beim Bürgermeisteramt in Niederkassel die Ausstellung eines Reisepasses, benötigte für eine Zustimmung aber noch die Genehmigung des Landratsamtes in Siegburg. Jenes Amt ließ jedoch verlauten, daß dem Antrag nicht stattgegeben worden ist, woraufhin sich Ernst Levy persönlich beim Landratsamt in Siegburg meldete, da er zusätzlich zum Reisepaß auch noch eine Kur in der Schweiz beantragen wollte. Da von ihm allerdings noch ein amtsärztliches Attest verlangt wurde, wandte er sich an seinen behandelnden Arzt in Bonn, der ihm nur die Zustimmung für diese Kur erteilte, ohne ihm jedoch ein Attest mit auf den Weg zu geben, einer Kur in Süddeutschland sprach er aber den gleichen Erfolg zu.

Nachdem Ernst Levy dieses dem Bürgermeisteramt in Niederkassel mitgeteilt hatte, wurde sein Antrag auf Ausstellung eines Reisepasses abgelehnt, da er nicht in der Lage war, der Aufforderung, ein ärztliches Attest vorzulegen, beizubringen. Daraufhin sprach er erneut beim Bürgermeisteramt vor und versuchte, wenigstens die Zustimmung für eine Kur in Süddeutschland zu erhalten, im Zusammenhang mit einer kurzen Besuchsreise in den Niederlanden. Aber auch diese Zustimmung wurde ihm nicht erteilt, da er in den Augen der Behörden als "Jude politisch unzuverlässig" sei und als Wehrpflichtiger nun seinen Dienst in der deutschen Armee anzutreten habe. Ebenfalls nahm man an, daß Ernst Levy, da er auf die Ausstellung seines Reisepasses drängte, einen anderen Zweck im Sinn hatte, als seine Verwandten in den Niederlanden zu besuchen.

Der Ablehnung seitens des Bürgermeisteramtes in Niederkassel folgte ein langer Schriftwechsel zwischen eben dieser Behörde und dem Regierungspräsidenten in Köln, inhalts dessen der Regierungspräsident eine sachliche Begründung für die Verweigerung des Reisepasses nicht erkennen konnte und die Tatsache, daß Ernst Levy Jude war, nicht im Zusammenhang zu seiner politischen Unzuverlässigkeit stand. In einer darauffolgenden Rückantwort ließ das Bürgermeisteramt verlauten, daß Ernst Levy nur deshalb einen Reisepaß benötigen würde, um sich seinem Militärdienst zu entziehen, aber auch darin konnte der Regierungspräsident keinen eindeutigen Grund für eine Ablehnung des Antrages erkennen und bat nachdrücklich darum, dem Antrag des Ernst Levy stattzugeben. Letztendlich blieb dem Bürgermeisteramt in Niederkassel nichts anderes mehr übrig, als den Reisepaß auszustellen. Man ließ in der Begründung verlauten, daß es nur vorteilhaft wäre, wenn "möglichst viele Juden Deutschland verlassen würden" und nie wieder zurückkämen.

Nach seiner Besuchsreise in den Niederlanden und der Kur in Süddeutschland, verzog Ernst Levy unter dem Namen Ernest Landon am 27.05.1938 in die USA nach New York. Er war das einzige Mitglied seiner Familie, das den Holocaust überlebte, da er sich rechtzeitig vor einer Verhaftung retten konnte. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges stellte Ernst Levy verschiedene Wiedergutmachungsanträge für seine Familie, über seinen weiteren Lebensweg danach, ist nicht mehr sehr viel bekannt. Wenn man Berichten von Juden, die ihn später in den USA wiedergetroffen und erkannt haben, glaubt, lebte Ernst Levy dort recht wohlhabend. Dass er seinen Heimatort Mondorf nie wieder besucht hat, ist aufgrund seiner Erlebnisse im nationalsozialistischen Deutschland sicherlich verständlich.


"Gewalt beendet keine Geschichte"
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