Pessach
Das Pessach-Fest gehört noch heute zu den Hauptfesten der Juden.
Die
Ursprünge liegen teilweise noch vor dem Ägyptenaufenthalt.
Als Pessachopfer schlachteten die Hirten, die als Nomaden lebten, ein
junges Schaf oder eine Ziege und bestrichen die Zelteingänge mit
dem Blut des Opfertieres zur Abwehr böser Geister. Damit
verknüpft wurde das Mazzenfest kanaanäischer Bauern (das
Backen von Broten aus dem Korn der neuen Ernte ohne Verwendung von
Sauerteig). Das neue Pessachfest erhält im Buch Exodus eine
theologische Umdeutung: es wird das Fest der dankbaren Erinnerung an
die Errettung aus Ägypten. Das Essen der ungesäuerten Brote
wird nun mit der Eile beim hastigen Aufbruch aus Ägypten
begründet, das Opfern des Lammes mit dem Gebot, mit dem Blut die
Türpfosten zu bestreichen, so dass die erstgeborenen Söhne
der Israeliten von der 10. Plage verschont blieben.
Die ganze Familie bereitet das Pessachfest vor. Erst werden alle gesäuerten Lebensmittel verbrannt (Dabei handelt es sich um Speisen und Getränke, die eine oder mehrere Getreidesorten enthalten, die mehr als 18 Minuten mit Wasser in Berührung gekommen sind, so dass sie säuern konnten.) Öfen und Herde werden gescheuert und durchgeglüht. Die ganze Wohnung wird geputzt, damit kein Brotkrümel übrigbleibt. Entweder wird für Pessach besonderes Geschirr verwendet, oder Geschirr und Kochtöpfe werden ausgekocht. Dann erst dürfen die Mazzen, flache ungesäuerte Brote, ins Haus gebracht werden. Der älteste Sohn fastet am Tag vor dem Fest, denn eigentlich gehört sein Leben Gott.
Wenn am ersten Abend des Festes die Männer aus der Synagoge zurückkommen, finden sie die Wohnung hell erleuchtet und geschmückt. Zu Hause findet der Seder statt. Das ist eine religiöse Feier am Abend des ersten Feiertages, die auch ein festliches Essen einschließt. Der Tisch wird schön gedeckt: Man stellt einen Teller mit 3 zugedeckten Mazzen in die Mitte und einen besonderen Teller (siehe Vitrine), der Vertiefungen hat für Bitterkraut (z.B. Meerrettich), Erdfrucht (z.B. Kartoffel oder Sellerie), einen gebratenen Lammknochen, ein hartgekochtes Ei, Salzwasser und Charosset (bräunliche Masse aus geriebenen Äpfeln und Mandeln). Vor jedem Familienmitglied liegt die Haggada, ein Buch, das alle Lieder Gebete und Texte für die Sederfeier enthält. Während des Essens dankt der Familienvater, dass Gott die Israeliten aus der Sklaverei und Gefangenschaft geführt hat. Beim Verlauf der Feier werden die Speisen in einer bestimmten Reihenfolge gegessen. Die Mazzen erinnern an die Eile des Auszugs, so dass der Brotteig nicht genug Zeit hatte zum Säuern. Der Wein ist ein Symbol der Freude über die Rettung und über das Geschenk des Landes Israel, in dem die Stammväter - Abraham, Isaak und Jakob - gelebt haben. Das Salzwasser, das mit der Erdfrucht (Brot der Armen) gegessen wird, erinnert an die Tränen, die das Volk in der Sklaverei vergossen hat. Die Bitterkeit, die die Menschen erlebt haben, wird durch das Bitterkraut verdeutlicht. Der Knochen erinnert an das Opferlamm, das die Israeliten am Abend vor dem Auszug aus Ägypten geschlachtet haben. Charosset sieht so aus wie Lehm. Es erinnert an die Ziegel, die die Israeliten in Ägypten formen mussten.
Während der Feier verläuft manches anders als an anderen Festen, damit die Kinder Fragen stellen sollen, um den Sinn der Feier zu verstehen. Das jüngste Kind hat meistens diese Aufgabe. Der Vater liest dann den Toraabschnitt vor, der vom Auszug aus Ägypten erzählt, und er erklärt auch die verschiedenen symbolischen Speisen. Nach dieser Feier folgt ein festliches Essen. Mit Gebeten und Liedern und dem Segen über den Wein wird der Seder beendet.
"Gewalt
beendet keine Geschichte"
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