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Max Erben singt jiddische Lieder



Der Künstler Max Erben

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Max Erben, 1942 geboren, ist Lehrer für Sprachen in Köln. Seit 1977 tritt er mit Jiddisch auf, wird bekannt durch häufige Auftritte besonders in NRW aber auch durch Konzerte im Ausland und eine Tournee durch israelische Kibbuzim. Seit 1984 ist er in verschiedenen Funk- und Femsehprogrammen aufgetreten und brachte bald seine erste LP mit jiddischen Liedern heraus. Schon früh ergänzt Max Erben sein reines Liedprogramm durch Texte jiddischer Schriftsteller, jiddisch vorgetragenen Anekdoten und Witzen, in denen sich die Juden selbstironisch und pointiert über Armut und Bedrängnis lustig machen.
Was bringt einen Nichtjuden dazu, heute in Deutschland seinen Zuhörern die Schönheit und Tiefe des jiddischen Liedes mitteilen zu wollen? Was bewegt ihn, daß er sich über Jahrzehnte hinweg bemüht, in den Geist dieser ihm fremden Kultur einzudringen, und eine Sprache erlernt, die nicht seine „Mame-Loschen" war und nie werden kann? Sicher sind es die früh ausgebildete Liebe zur Musik und die Faszination, die für ihn von fremden Sprachen ausgeht. Aber mehr noch ist es die bei diesen im Krieg Geborenen und in den Nachkriegsjahren Aufgewachsenen häufig zu findende ungläubige Ratlosigkeit vor dem Verbrechen, das die Generation der Eltern begangen hat zu einer Zeit, als sie selbst schon - wenn auch als unbewußte Kinder - auf der Welt waren.

Das Programm von Max Erben ist Ausdruck einer tief empfundenen Zuneigung für die, die diese Lieder und Texte geschaffen haben, und sein größter Erfolg ist, wenn es ihm ohne moralisierendes Gehabe gelingt, diese Zuneigung den Zuhörern mitzuteilen, bis auch diese zwischen „Schmeichl und Treren" (Lächeln und Tränen) mitfühlen.

Die Lieder

erzählen wie alle Volksdichtung von Liebe und Trauer, von Freuden und vom Alltag, aber verschiedene Elemente machen das jiddische Lied unverwechselbar: Immer - nicht nur in den vom mystischen Chassidismus geprägten Liedern religiösen Inhalts - immer spiegeln sich in ihm Bräuche, Riten und Religiosität, gerade weil diese das gesamte Leben im Städtl durchdrangen. Die übergroße Armut und die ständige Unsicherheit der Lebenssituation drücken sich oft in melancholischen Klagen von großer Traurigkeit aus. Fast alle Melodien sind in Molltonarten. Aber wie im jiddischen Witz wechselt auch das Lied zwischen Trauer und Selbstironie, Melancholie und rhythmisch -freudiger Ekstase.

Herr Erben hat uns dankenswerterweise gestattet, eines dieser Lieder - Vu bist Du geven - zu digitalisieren.
Seine CDs vertreibt er selbst.

Jiddisch

Überrascht stellt der deutsche Zuhörer fest, daß er von dem jiddischen Text viel versteht. Sein heutiges Deutsch und das Jiddische wurzeln in einem gemeinsamen sprachlichen Erbe, denn das vor dem zweiten Weltkrieg von mehr als 10 Millionen gesprochene Jiddisch ist nichts anderes als das Deutsch der seit dem 13. Jahrhundert nach Osteuropa ausgewanderten und vertriebenen Juden, das dort - in fremder Umgebung und isoliert vom übrigen deutschen Sprachraum - eine eigene Weiterentwicklung durchlief. Aber trotz der Verschiedenheiten sind uns allen die Stimmung eines Textes, die Zärtlichkeit eines Liebesliedes oder die Trauer einer Klage unmittelbar zugänglich.

Bisweilen aber vernimmt der Zuhörer Passagen, in denen das Gerüst des Satzes zwar noch deutsch ist, alle sinntragenden Wörter aber unverständlich sind für denjenigen, der nicht täglich Hebräisch im Gebet und dann auch zur Bezeichnung profaner Sachverhalte benutzt. Hinzu kommen die uns unbekannten Wörter aus den slawischen Sprachen.

Das erklärt vielleicht die Faszination der jiddischen Sprache: die Nähe des Fühlens in einer Sprache, wenn es um menschliche Empfindungen und Stimmungen geht - die Fremdartigkeit einer geschlossenen, religiös durchdrungenen Kultur, die der Außenstehende respektvoll bestaunt.

Jiddisch war die Sprache des Alltags im Städtl Osteuropas; im 19. Jahrhundert bildete sich eine bedeutende Literatur heraus. Heute, nach der fast vollständigen Vernichtung des Judentums in Osteuropa. stellt sich die Frage, ob diese Sprache die nächsten Jahrzehnte überleben wird. Fachleute schätzen, daß heute nur noch 6 % aller Juden Jiddisch sprechen.

Herr Erben freut sich über Interesse an seiner Kunst. Informationen über ihn findet man hier.

Informationsquelle : Begleittext seiner CD von Max Erben : Wo ahin soll ich gehn, Jiddische Lieder, erschienen bei "Edition Künstlertreff"


"Gewalt beendet keine Geschichte"
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